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Sitzungsprotokolle – Der innere Monolog

 

Die Faszination des Ekelhaften

Wenn psychisch freilaufende Frauen darüber schreiben, dass sie ihre Rosette verstümmeln, um damit auf heroische Art die Beziehung ihrer Eltern zu retten – und es damit sogar in die Bestsellerliste schaffen – lohnt es sich zu fragen warum wir das so gerne lesen.

 

Aus irgendeinem Grund ekeln wir uns gerne. Tief in unserem Inneren lauert eine animalische Neugier nach allem, was außerhalb der eigenen Fantasiegrenzen stattfindet. Wir nennen diese Welt: das Unvorstellbare. Und je unvorstellbarer etwas ist, desto intensiver weckt es unsere Neugier.

 

Eine frisch überfahrene Katze, zum Beispiel, ist ein für paar Minuten lang ganz interessant, weil die Gedärme so fluffig rausquillen. Da kann man stehen bleiben, zukucken wie die Autos drüberfahren und dann spritzt es immer noch ein bisschen. Ein urbaner Pollock auf Asphalt.

 

Aber demjenigen, der schon zu oft überfahrene Katzen gesehen hat kann man damit keine Begeisterung mehr auf das masturbationsverzerrte Gesicht zaubern. Da muss schon was Pikanteres her.

 

Einer, der seinen eigenen Kopf paniert, frittiert und auffrisst. Oder einer, der sämtliche Zutaten für ein leckeres Omelette, in Ermangelung eines adäquaten Mixgefäßes, in seinem Magen durchmengt und die Brühe, in der Absicht das fertige Werk abermals zu verspeisen, in die schweißgeölte Pfanne kotzt.

 

Gut, das man Videos nicht riechen kann.

 

À propos: Es gab auch mal ein Video in dem sich zwei spärlich bekleidete Damen gegenseitig mit bereits verspeisten Nahrungsmitteln beglücken. Eine füllt dazu  – als eine Art menschlicher Softeisautomat – ein Wasserglas mit cremigem Mokkasorbet aus hauseigener Herstellung.

 

Die Andere verkostet diese kulinarischen Seltenheit und schmatzt genüsslich. Anschließend kotzt man sich gegenseitig in Mund und Ekstase und beweist einmal mehr, dass der Mensch die Tierwelt in Puncto Perversion mit spielerischer Leichtigkeit überbietet.

 

Die Abrufzahlen besagten Videos lagen übrigens schon nach wenigen Tagen im mehrstelligen Millionenbereich. Ein messbarer Beweis für die unwiderstehliche Anziehungskraft des Ekelhaften. Das kognitive Prinzip dahinter ist simpel: Es ist ekelhaft, aber du MUSST einfach hinsehen.

 

Wertungsfrei betrachtet erweitert das ja auch den Horizont. Danach kann man sich einfach mehr vorstellen. Das ist ja überhaupt das Problem mit Vorstellungen. Sie sind immer subjektbezogen.

 

Für den einen ist es schon unvorstellbar im Elternhaus zu onanieren. Dem gegenüber stehen hoffnungslose Romantiker, die sich von den Körperöffnungen kürzlich verstorbener Lebewesen in allzu erektile Begeisterung versetzen lassen.

 

Es soll sogar Leute geben deren persönlicher Höhepunkt darin besteht, sich von der eigenen Freundin gebrauchte Fremdpräservative in den Arsch schieben zu lassen, die sie zu diesem Zweck und – in seinem höchst eigenen Auftrag – auf dem dörflichen Schützenfest zusammengeknattert hat.[1]

 

Unvorstellbar. Aber immer noch besser als langweilig.

 

Für sicherheitsliebende Menschen liegt das, was ich getan habe ebenfalls in der Welt des Unvorstellbaren: Ich habe einen sicheren Job gekündigt, um dieses Sammelwerk geistiger Dünnschissexkursionen zu vollenden. Begonnen habe ich damit – aus purer Verzweiflung – vor etwa sieben Jahren, während meines Studiums, auf einer Trierer Toilette.

 

Polog

 

Dieses Buch wurde vollständig in sitzender Haltung verfasst, durch die Eigenarten unzähliger Aborte inspiriert und ich werde mein Leben lang Rückenschmerzen haben, die mich an mein Werk erinnern.

 

Gedenket mir und meiner heldenhaften Taten in Ewigkeit – [an dieser Stelle bitte feierlich furzen].

 

Trotz meiner bedingungslosen Hingabe werden Neider behaupten dieses Buch sei eine vulgäre Schmiererei und tauge bestenfalls dazu, sich den Arsch damit abzuwischen.

 

Solchen Leuten rufe ich zu:

Zögert nicht, Brüder und Schwestern! Bohnert euren Moschustempel damit, bis er strahlt wie die Morgensonne in Bangladesch. Die Seiten sind aus Nerz und von schmeichelhafter Geschmeidigkeit. Kauft am besten gleich zehn Exemplare, damit ihr immer genug zum Wischen habt. Und den Shitstorm nicht vergessen.

 

Allen begeisterten Fantasiefreigängern und Hirnfurzästhetikern empfehle ich den Verzehr dieser rohen Gedankenkost am Ort seiner Entstehung. Kommt einfach besser. Vertraut mir.

 

Und schaut vorher nochmal, ob noch genug Wischwerk vorhanden ist. Viel Spaß.

 

Euer Eduardo Ass.

 

 

 

[1] Klar ist das echt, sowas kann man sich doch nicht ausdenken!

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Blog, Text